Bald ist es wieder soweit, die Blenio Bike Days finden am 27. Mai bereits zum zweiten Mal statt. Anlässlich dieses besonderen Events wollen wir euch die neuesten Informationen rund um das KR-Raceteam nicht vorenthalten. Darum haben wir uns mit Adrian Häggi über das Training für den geplanten Landspeed-Rekord in Bonneville und über sein Engagement für den Verein Türöffner unterhalten.
Als Sponsoringpartner dieses Projekts begleitet TICKETINO das KR-Raceteam hautnah und wird den Rekordversuch auf dem Salzsee in Bonneville (USA) weiterhin aus den unterschiedlichsten Perspektiven dokumentieren.
Herr Häggi, erzählen Sie uns doch kurz, aus welchem Grund Sie den Verein Türöffner gegründet haben?
Als ich mich vor zehn Jahren entschieden habe, in den Sozialbereich zu wechseln, bemerkte ich, dass diverse Institutionen im Keller oder Estrich einen Boxsack zur Verfügung hatten. Damals war ich schon aktiver Boxer und habe aus Erfahrung gewusst, dass die jungen Leute ohne Anleitung einen Boxsack nicht richtig bearbeiten können, ohne sich dabei zu verletzen. In den Institutionen wurden die Jugendlichen bei Verhaltensauffälligkeit oder aggressivem Verhalten zum Abreagieren an den Boxsack geschickt. Dabei wurden die Jugendlichen nicht beaufsichtigt und auch Gespräche, die die Verhaltensauffälligkeiten oder emotionalen Ausbrüche der Jugendlichen thematisieren sollten, fanden nicht statt. Daraufhin entwickelte ich ein Konzept, wie man ein solches Training umsetzen könnte. Die von mir entwickelte Methodik gleicht zwar einem Boxtraining, wird aber durch den Einbezug therapeutischer Aspekte zu einem ganz neukonzipierten Alltags- und Persönlichkeits-Training. Aus diesem Konzept resultierte schlussendlich der Wunsch, auch tagsüber mit den Jugendlichen zu arbeiten. Das Ziel meines Konzepts ist es, die Einstellung der Jugendlichen zum Leben grundlegend zu ändern und zu festigen, damit sie später ihre eigenen Ziele erreichen können. Um dies vollends umsetzen zu können, wurde der Verein Türöffner gegründet. Ein Projekt, welches das Training im Alltag, beziehungsweise im Berufsalltag, mit der Persönlichkeitsentwicklung und Individualität verbindet und die Jugendlichen wieder auf die richtige Bahn bringt.
Welchen Zweck verfolgt der Verein?
Work and Box (Türöffner) ist eine berufsvorbereitende Jugendhilfeeinrichtung, die verhaltensauffällige und in Massnahmen oder Krisensituationen steckende Jugendliche in möglichst kurzer Zeit für eine erfolgreiche Vermittlung in den Arbeitsmarkt oder Reintegration in die Gesellschaft fit macht. Als einzige Institution in der Schweiz setzt der Verein Türöffner das Boxen als körpertherapeutisches Instrument und als Unterstützung für die Persönlichkeitsentwicklung ein. Die ganztägige Betreuung der Jugendlichen erfolgt nach anerkannten arbeitsagogischen und therapeutischen Prinzipien.
Sie sind in dem Projekt Speedrekord als Mentaltrainer eingebunden. Wie müssen sich unsere Leser eine Trainingseinheit bei Ihnen vorstellen? Gibt es einen speziellen Ablauf?
Man muss sich vorstellen, das in Bonneville ca. 50 Grad im Schatten herrschen. Ebenfalls kann es vorkommen, dass der Fahrer bis zu zwei Stunden im Leder-Kombi warten muss, bis er an die Reihe kommt. Dazu kommt, dass bei dieser Hitze viel getrunken werden muss, was eine Häufung menschlicher Bedürfnisse zur Folge hat. Dazu wird mit dem Fahrer bei voll ausgeschöpfter Leistung trainiert, das Kombi schnell und effizient aus- und anzuziehen. Damit das Kombi sich perfekt an den Körper des Fahrers anschmiegt und bequem sitzt, war alleine eine ganze Boxstunde in Vollmontur nötig. Auch das Training des Gleichgewichts ist ein fester Bestandteil der Vorbereitung. Schläge auf den Körper sollen Hiebe simulieren, die während des Rennens vom Motorrad respektive von der Salzstrecke an den Fahrer übertragen werden können. Auch die Schaltung der Gänge während des Rennens wird boxerisch simuliert. Ebenfalls werden Schläge auf den Helm resp. auf den Kopf trainiert, da der Fahrtwind bei über 200 km/h den Kopf nach hinten drückt. Diese verschiedenen, auf den Fahrer einwirkenden Kräfte, werden thematisiert und auch theoretisch geübt und vermittelt. In Bonneville werden uns verschiedenste Aktionen, Umwelteinflüsse und psychischer Druck erwarten. Diese werden im Training erkannt, benannt, diskutiert und in Boxtrainings umgewandelt und miteinbezogen. Dies ist jedoch nur ein kleiner Teil des Trainings. Alle Details aufzuzählen würde den Rahmen mehr als sprengen.
Sie und Herr Ruckstuhl kennen sich schon länger. War dies ausschlaggebend, an diesem Projekt mitzuarbeiten oder wie kam diese Zusammenarbeit zustanden?
Wir kennen uns seit dem Love Ride 3, da waren wir zusammen im Organisationskomitee. Das war vor 22 Jahren, seit da sind wir Freunde.
Anlässlich des Love Rides 24 hat er mir ein Rennbike abgekauft, welches ich im Namen des Vereins Türöffner von einem Sponsor zum Verkauf erhalten habe. Der Betrag sollte dem Verein Türöffner zugutekommen. Damals meinte Ralph, dass er das Bike kaufen würde, um den guten Zweck und die Idee Verein Türöffner zu unterstützen. Das Bike würde er bei sich im Shop im Showroom ausstellen. Ein paar Wochen später jedoch rief er mich an und fragte, ob ich bei einem Rennteam dabei sein und den Fahrer coachen und trainieren wolle. Der Erlös dieses Abenteuers sollte zugunsten des Vereins Türöffner gehen. Ich habe damals nicht sofort zugesagt, sondern wollte zuerst ein Gespür dafür entwickeln, was der Fahrer für ein Mensch ist. Mir war klar, der Fahrer darf keine Lusche sein. Er musste ein Typ sein, einer der mit beiden Beinen im Leben steht und weiss, was er will. Ich wollte ihn einem Test unterziehen. Nach Rücksprache mit Ralph habe ich dem Fahrer Tiziano einen eher unüblichen Auftrag erteilt: Tiziano sollte mit seinem Mountain Bike von seinem Wohnort, Blenio Tal (TI) über den Gotthard zu mir nach Wildegg (AG) fahren. Da ihm diese Strecke zu wenig war, nahm er den Julier gleich mit. Morgens um vier Uhr ist er in Blenio gestartet und kam um sechs Uhr abends, braun gebrannt, im Büro an. Den gesamten Weg hatte er mit wunderbaren Fotos dokumentiert. Da wusste ich – das ist der richtige Mann!
Die Einnahmen, welche nach Abzug des Budgets übrigbleiben, werden an Ihren Verein gespendet. Können Sie uns was zu den Verwendungszwecken erzählen?
Unsere Jugendlichen werden von uns schulisch betreut und auch unterrichtet. Für den Unterricht benötigen wir neues Lehrmaterial, insbesondere Lehrbücher- und Unterlagen. Ebenfalls benötigen wir dringend neue Computer, an denen die Jugendlichen ihre Bewerbungen schreiben, für ihre Lehrausbildung recherchieren und einen sinnvollen Umgang mit neuen Medien erlernen.
Als abschliessende Frage wüsste ich gerne von Ihnen, wie Sie die Chancen einschätzen, den Rekord zu brechen?
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesem Team und mit diesem Fahrer den Rekord holen werden. Die einzigen unsicheren Punkte sind die Maschine und das Material.
Herr Häggi, ich bedanke mich herzlich bei Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen für den Rekord alles Gute. Wir drücken die Daumen!
Besten Dank, dass wir dieses Interview geben durften.
Im nächsten Teil erfährst du mehr über das KR-Raceteam und über die Teammitglieder.
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